Mit Ludwig v. Beethoven schien das Komponieren vollkommen geworden, an ein Ende gekommen zu sein – zumal in der Gattung Streichquartett. Und doch: «Brahms, der Fortschrittliche» titelte Arnold Schönberg, und spielte damit auf den Begriff der «entwickelnden Variation» an, die sich besonders am wunderbaren lyrischen a-moll Quartett von Johannes Brahms beobachten lässt. Und Robert Schumann verfasste eine Lobeshymne unter dem Titel «Neue Bahnen» über Brahms in der Neuen Zeitschrift für Musik. Der Brahms-Biograph Heinrich Reimann betonte, die Kraft und Klangfülle, die in den Brahmsschen Quartetten zu finden seien, stellten eine Herausforderung für die Zuhörer dar: «Brahms´Art ist es nicht, von dem einen oder dem andern ein geringes zu verlangen. Dafür bietet er reichen Lohn demjenigen, der ihm auf diesem beschwerlichen Wege gefolgt ist, sei er ausübender Künstler oder zuhörender Laie.» Was ist das Neue, das Einzigartige bzw. Originelle an den Brahmsschen Quartetten?