Wissen – leben – glauben
Darüber, ob Philosophie als Wissenschaft zu gelten habe, gehen die Meinungen auseinander. Gelegentlich ist vom Orientierungswissen die Rede, das sie anbiete. Philosophie vermag im Wissen zu orientieren, indem sie, eher als eine Einzelwissenschaft, angeben kann, was Wissen, was Wissenschaft sei und wo deren Grenzen liegen. Die betreffenden Einsichten aber bilden selbst wieder ein Wissen.
Wie verhält sich Philosophie zum Leben? Sie reflektiert zuzeiten über Spezialprobleme, denen jeder Lebensbezug abzugehen scheint. Und wenn sie dann wieder nicht nur im Alltäglichen ansetzt, sondern auch bei ihm stehen bleibt, wenden wir uns enttäuscht von ihr ab. Auch dem Leben gegenüber hat die Philosophie eine Orientierungsfunktion. Orientierung setzt Übersicht und diese Abstand voraus. Darin liegt aber auch eine Gefahr: Das Leben nämlich erweist sich als das schlechthin Nicht-Distanzierbare, das nur aus der Innenperspektive dessen, der es hat bzw. lebt, zugänglich wird. Nur lebend verstehen wir zu leben.
Bleibt der Philosophie, sofern sie kein sicheres Wissen erlangt, nur der Glaube? Das hiesse, sowohl von der Philosophie wie vom Glauben zu gering zu denken. Philosophie darf sich in keiner Weise auf den Glauben verlassen, auf ihn sich berufen. Ihre Begründung muss sie im Denken, in der Vernunft finden. Im Glauben trifft sie aber auf die denkbar grösste Herausforderung: Der Glaube behauptet eine Wahrheit, die der Philosophie nicht zugänglich ist, die diese aber auch nicht bestreiten kann. Auf Wahrheit sind Wissen, Leben und Glauben auf ihre je eigene Weise bezogen. Und die Philosophie erfüllt nur dort ihren Begriff, wo sie alle drei Weisen des Wahrheitsbezugs gelten lässt und zueinander in Beziehung zu setzen versteht.
Weitere Daten: Sa 10.11., Sa 8.12
Leitung: Christian Graf
Kosten: 340.00 / 220.00 CHF
Anmeldung: info@philosophicum.ch