Zwei Autoren - zwei Orte
Jurko Prochasko und Serhij Zhadan – zwei ukrainische Autoren, die unterschiedlicher nicht sein könnten – sind für kurze Monate gemeinsam in der Schweiz zu Gast. Zuhause trennen sie tausend Kilometer zwischen Lwiw/Lemberg im Westen und Charkiw im Osten; in der Fremde bringt sie ihre Herkunft und das Schreiben näher denn je zusammen. Wer in Lemberg, der ehemaligen Hauptstadt Galizien-Lodomeriens, schon einmal den Duft des Genius Loci (Prochasko) gerochen hat, «spürte, dass es keine Vergangenheit gibt, nur Regionen» (Zhadan). Was Menschen und Dinge als „Anthropologie der Städte“ verbindet, sind die Umstände der Geschichte. Sie wirken regional, mal schwächer, mal stärker und (be)zeichnen Häuser wie Bewohner. Das europäisch geprägte Lwiw/Lemberg liegt in seiner Ferne plötzlich so nah – aber Charkiw? Charkiw erscheint «weit abgelegen von der Gegenwart», wo man «nur unter großen Strapazen und Gefahren» hinkommt – oder heißt es nur in einem Gedicht von Zhadan so?
Im Gespräch mit den beiden Autoren begibt sich die Literaturwissenschaftlerin und erfahrene Ukraine-Reiseleiterin Judith Schifferle auf die Spuren zwischen Ost und West sowie Vergangenheit und Gegenwart.
Serhij Zhadan (*1974 in der Ostukraine), er begann noch während des politischen Umbruchs in der Sowjetunion zu schreiben und gehört unterdessen zu den bedeutendsten ukrainischen Gegenwartsautoren (Prosa und Lyrik). Daneben engagiert er sich für Musik-, Literatur- und Politikfestivals und tritt mit seiner eigenen Band (Sobaki v Kosmosi) auf. Sein jüngstes auf deutsch erschienenes Werk ist: Die Erfindung des Jazz im Donbass (2012)
Jurko Prochasko (*1970 in Iwano-Frankiwsk), ist Autor und Übersetzer, daneben arbeitet er als Literaturwissenschaftler an der Akademie der WIssenschaften in Lemberg, wo er sich mit dem Phänomen Galiziens auseinandersetzt; u.a. Zusatzausbildung als Gruppenpsychoanalytiker, Kurator der Lemberg-Ausstellung am Jüdischen Museum in Berlin, verschiedene Stipendien- und Forschungsaufenthalte in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Beide Autoren weilen derzeit im Rahmen des Atelier-Stipendiums der Landis&Gyr-Stiftung in Zug.
Eine Veranstaltung des Philosophicum in Zusammenarbeit mit dem Osteuropa-Forum Basel
Eintritt: 20.00/13.00