Klänge und Worte
Klänge: Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Jan Rychlík, Eugène Bozza, Jan Novák. Gespielt von der Flötistin Lucie Brotbekova.
Worte: Wort- und Textbeiträge gesprochen von Mitwirkenden des Philosophicums.
Eintritt: CHF 30.00/20.00
PROGRAMM:
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Die Flötensonaten von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) wurden nicht als Zyklus geplant und ihnen liegt auch keine gemeinsame konzeptuelle Idee zugrunde. Es handelt sich um aussergewöhnliche Einzelwerke. Das früheste ist die Partita a-Moll für Flöte Solo und sie entstand vermutlich in der späten Köthener Zeit (nach 1720) für den französischen Flötenvirtuosen Pierre Gabriel Buffardin (1689 - 1768) und für sein in Deutschland noch junges, aus Frankreich importiertes Instrument. Die Partita gehört offenbar in die Nachbarschaft der beiden Zyklen für Violine (BWV 1001 - 1006) und Violoncello (1007 - 1012) solo. Sie ist eines der technisch anspruchsvollsten Flötenwerke Bachs.
Jan Novák (1921 - 1984) gehört zu den interessantesten tschechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist - nach dem Experimentieren mit Jazz, Dodekaphonie, serieller Technik und Aleatorik - im Wesentlichen dem Neoklassizismus zuzuordnen. Novák, geboren in Nová Říše in Mähren, studierte in Brno (Brünn) bei V. Petrželka und in Prag bei P. Borkovec. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte er in Tanglewood bei A. Copland und in New York bei B. Martinů weiterstudieren. 1948 kehrte er trotz der kommunistischen Machtübernahme in die Tschechoslowakei zurück, heiratete, arbeitete als freischaffender Komponist, Pianist und Korrepetitor. Das vielseitige Werk umfasst Instrumentalkompositionen für Orchester, Kammermusik, Vokalwerke, eine Oper, Bühnen- und Filmmusik. Die Flöte war sein beliebtes Instrument. Tibia fugitiva entstand unter dem Eindruck von Solowerken von J.S. Bach, C.Ph.E. Bach und G.Ph. Telemann.
Georg Philipp Telemann (1681 - 1767) war wie kaum einer seiner Zeitgenossen schon zu Lebzeiten ein äusserst bekannter und erfolgreicher Komponist. Sein kompositorisches Werk ist ausserordentlich umfangreich, was er nicht zuletzt auch seinem langen Leben zu verdanken hat (86 Jahre waren damals ein unglaublich hohes Alter!). In Telemanns Werk spiegeln sich nahezu alle kompositorischen Entwicklungen, Gattungen und Stile seiner Zeit wider. Georg Philipps Mutter verbot ihrem Sohn aus Sorge, er könnte wegen seiner musikalischen Neigung sozial abgleiten, die weitere Beschäftigung mit Musik. Seine inzwischen erworbene musikalische Bildung und Beherrschung des Spiels auf mehreren Instrumenten (auch Flöte) ermöglichten es ihm während seines Jurastudiums in Leipzig Kirchenmusik aufzuführen. Er knüpfte Kontakte zu Pisendel, Händel und J. S. Bach, für dessen Sohn Carl Philipp Emanuel er der Pate war. Nun schlug Telemann seine musikalische Laufbahn ein. Mit der Violine zählen die verschiedenen Flöten zu den favorisierten Instrumenten der Kammermusik Telemanns. Aus seiner Hamburger Zeit stammen 12 Fantaisies traversière sans basse (1732). Die Vielfalt von Formideen kommt in jeder der 12 Fantasien neu und originell zum Vorschein. Die Fantasien sind nach Tonarten zyklisch angeordnet.
Eugène Joseph Bozza (1905 - 1991) Sohn eines italienischen Vaters, geboren in Nizza, war ein französischer Komponist. Er studierte am Conservatoire de Paris Violine und nach einiger Zeit als Konzertmeister widmete er sich dem Studium des Dirigieren und der Komposition, er erwarb den Grand Prix de Rome. 1939-1948 war er Dirigent der Opéra Comique in Paris, danach Direktor des Conservatoire in Valencienne, wo er bis 1975 blieb. Bozza schrieb zahlreiche Werke für alle Instrumente, besonders für Holzbläser. Er komponierte mit grosser Leichtigkeit, der Stil seiner Musik ist eklektisch und virtuos. Bozza schrieb etwa 40 Werke für die Flöte. Das Stück Image widmete er dem legendären Flötisten und Pädagogen Marcel Moyse, es steht unter direktem Einfluss von Jacques Ibert`s Concerto.
Jan Rychlík (1916 - 1964), geboren in Prag, widmete sich erst im Jahre 1939 dem Kompositionsstudium. Zuerst studierte er an der Technischen Hochschule in Prag. Das Prager Konservatorium besuchte er bis 1946 bei Jaroslav Řídký. Der gab Rychlíks schöpferischen Fantasien die gewünschte Richtung und lehrte ihn, die Tradition der Volksmusik zu schätzen. Aus der Zeit seines Studiums am Technikum behielt Rychlík die Vorliebe im Experimentieren. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt in der Kammermusik. Während der Studien wirkte Rychlík als Jazzmusiker. Nach dem Krieg wurde er als Komponist für Filmmusik und bedeutender Vertreter der tschechischen Neuen Musik bekannt. Seine 4 Partien für Flöte solo (1954) gewannen im Jahre 1956 den Preis des Tschechischen Musikfonds und des Vereins der tschechoslowakischen Komponisten.