"Behutsame Ortsbestimmung": Literatur aus Polen und Ungarn

Mit dem viel diskutierten ungarischen Autor Peter Nadas beginnen wir eine «behutsame Ortsbestimmung» im bewegten Herz Europas: Sobald Nádas als Autor und Fotograf seinen Sucher auf Nähe einstellt, wird der Leser unsicher am Ort, den er als fest umrissene Realität gekannt hat. Im Verharren des Autors in Raum und Zeit passiert mit dem Leser ein Unmögliches: Es droht ihm der Verlust des Bodens, seiner eigenen Geschichte und das Bild aus dem Kinderzimmer. Diese umgekehrte Enthebung aus der Wirklichkeit, die Nádas gerade in der akribischen Wirklichkeitsarbeit gelingt, findet ein Pendant in einer mythisch-kultischen Geschichts-Ausschreibung im Polen des 20. Jahrhunderts. Während Péter Esterhazy, Nádas u.a. auf literarische Weise unerbittlich Ideologien der Geschichte und deren Mythen zerlegen, treten die polnischen Figuren von Czesław Milosz oder Olga Tokarczuk aus den stillen, wilden Wäldern ins treibende Land und lassen im Kreuz alter und neuer Geschichte Mythen und Träume erst wahr werden.

Geschichte, Politik und Natur sind Begriffe, in deren Verbindung es die mitteleuropäische Literatur zwar immer anders, aber immer wieder neu geschafft hat zu überdauern. In diesem Seminar gehen wir so auf neuen Wegen einer alten Mitte zu.

 

Es gibt die Möglichkeit, die Fragen und Themen mit einer Lesereise im Februar 2013  oder einer Schlossreise nach Polen im Oktober des kommenden Jahres zu vertiefen.

 

Material: Die Bücher können bei der ersten Sitzung bei unserem Büchertisch besorgt werden. 

 

Weitere Seminardaten: 12. März, 26. März

Kosten: CHF 100.00/65.00 (ermässigt)

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