Christian Graf

Christian Graf

1970 in Liestal geboren, zunächst Ausbildung als ­Musiker (Lehrdiplom für Klavier), dann Studium in Philo­sophie, Neuerer Deutscher Lite­ratur­wis­senschaft und Musikwissenschaft an der Basler Universität (Promotion 2007). Seit 2010 Leiter der von ihm ins Leben gerufenen philosophischen Gesprächsreihe «Denkpausen». Präsident der Heinrich Barth-Gesellschaft, Basel.

Frageatmosphären

Mein Philosophieren möchte Fähigkeit zur Nähe und Fähigkeit zum Abstand gleichermassen ausbilden. Beides sind existentielle Fähigkeiten und nicht wie ein optischer Zoom oder dergleichen zu begreifen. Fähigkeit zur Nähe bedeutet: Erfahrungsoffenheit, sich auf das individuelle menschliche, situative oder dingliche Gegenüber einlassen können, ohne es in der Schublade eines Allgemeinbegriffs verschwinden zu lassen. Fähigkeit zum Abstand kann sich durch ein Denken herausbilden, das  - methodisch reflektiert und auf einen umfassenden Begründungszusammenhang gerichtet  - die Auseinandersetzung mit den Wissenschaften sowie mit den Positionen der Gegenwartsphilosophie und der Philosophiegeschichte sucht. Von einer Philosophie, die nicht hier wie dort ihre Wirksamkeit unter Beweis stellt, wird man keine Orientierung erwarten können. Philosophie soll so lebensnah wie immer möglich sein, fähig, an jedem beliebigen Punkt anzuknüpfen. Wenn sie das Leben aber nie auch aus grossem Abstand betrachtet hat, wird sie ihm auch nichts bieten können. Und der zwischenzeitliche Abstand fördert seinerseits die Fähigkeit zur erneuerten Zuwendung, wie diese umgekehrt wieder dem Abstandnehmenkönnen zugutekommt.

Meine Forschungsschwerpunkte sind: Existenzphilosophie, praktische Philosophie, Lebensphilosophie, Subjektphilosophie, Transzendentalphilosophie, Erkenntnistheorie, Metaphysik und Ontologie sowie Metaphysik- und Ontologiekritik, Religionsphilosophie, christliche Philosophie, Beziehung zwischen Glauben und Vernunft; Musikphilosophie und Zeitphilosophie

Publikationen

Christian Graf: Ursprung und Krisis. Heinrich Barths existential-gnoseologischer Grundansatz in seiner Herausbildung und im Kontext neuerer Debatten (Schwabe Philosophica Bd. XII.; zugleich Dissertation an der Universität Basel). Basel 2008.

Christian Graf: Heinrich Barths ‚Erkenntnis der Existenz’ im Kontext heutigen Denkens. Regensburg 2004.